Kreuzweg von Prof. Fritz Nuß

Zum Kreuzweg in St. Andreas

Im Christentum der Antike brauchte es lang, bis das Kreuz als zentrales christliches Zeichen anerkannt war, und eigentlich erst im Mittelalter setzte sich der gekreuzigte Christus in Darstellung und Verehrung durch, als triumphierender immer noch in der Romanik und erst in der Gotik als leidender und gequälter Schmerzensmann. Auf diesem geistigen Nährboden entstand zuletzt auch der Kreuzweg als Ersatz für die fast unmöglich gewordenen Pilgerfahrten ins hl. Land nach dem Verlust Palästinas an die Moslems.

Schon Paulus schreibt von Christus, dem gekreuzigten, daß er den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit sei. Und für Mohammed und die Moslems ist Jesus zwar durch die Wunderkraft Gottes sowohl von der Jungfrau geboren, als auch am Ende in den Himmel emporgehoben worden, aber gerade dadurch vom Leiden und Kreuz verschont geblieben. Hier als ebenfalls die Ablehnung des leidenden Gottessohnes.

Dabei geht es beim Kreuzweg nicht einmal zuerst um das Leiden und schon gar nicht um seine Verherrlichung, sondern vielmehr um die Botschaft des Lebens, daß die Liebe stärker ist als der Tod und daß Gott ein Herr der Lebenden ist. Denn Jesus hat aus Liebe zum Vater und zu den Mitmenschen das Leiden bis zum Tod am Kreuz ausgehalten und durch die Liebe des Vaters in seiner Auferstehung überwunden, stellvertretend für uns alle.

Der von Prof. Fritz Nuß geschaffene Kreuzweg versucht diese Glaubensüberzeugung ins Bild zu setzen. Die Stationen sind im weitesten Sinn realistisch gestaltet. Der leidende Jesus steht sichtbar vor uns. Aber gleichzeitig  sind die Stationen symbolisch verdichtet. Das Material aus Bronze kommt diesem Anliegen entgegen. Es ist hart, schlicht und fast einfarbig, aber gleichzeitig von einem inneren Glanz und einer geheimnisvollen Lebendigkeit. Alles zusammen dient der Verkündigung: Jesus geht im Leiden nicht auf, wird von ihm nicht verschlungen; trotz der scheinbaren Ferne und Unfassbarkeit Gottes und trotz der offensichtlichen Ungerechtigkeit und Undankbarkeit der Menschen gibt er ein Beispiel der Güte und der Menschenfreundlichkeit und wird so und durch seine Vollendung in der Auferstehung zum Urbild des neuen Adam. Außerdem wollte Prof. Nuß einen Kreuzweg schaffen, den jeder verstehen und mitgehen kann. Die Bilder sollen durch sich selber zur Botschaft werden für jeden, der sehen und glauben will. Dann wird der leidende und gekreuzigte Christus, wie Paulus schreibt, für uns zur Kraft und Weisheit Gottes. (1.Kor.1,24).  

 

                                                                                  Bruno Deißler